Ein letzter Gruß bevor es heim geht!

Liebe Familie,liebe FreundInnen!Die Feiertage haben wir mit viel essen, viel spielen und fernsehen verbracht. Fast jeden Tag sind wir in die Kirche gegangen, um die Weihnacht und das neue Jahr zu huldigen. An Sylvester habe ich mit den kleinen Chicas Read More

Ankunft in LaPaz

Liebe Familie, liebe FreundInnen! Während ich eines Tages mit Ayde auf die kleinen Ballerinas wartete, stellte sich heraus, dass ich Anfang Dezember nach La Paz reisen werde. Für mich kam diese Nachricht sehr unerwartet. Mein Plan war eigentlich ganz zum Read More

Ein erster Eindruck aus Cochabamba

Liebe Familie,Liebe FreundInnen! Mittlerweile bin ich schon über einem Monat im schönen Cochabamba, Bolivien, und seit drei Wochen in dem Mädchenheim „Hogar San Francisco“. Am Sonntag den 03. November geschah meine spontane Übersiedlung aus der gemütlichen und behüteten Behausung von Read More
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Ein letzter Gruß bevor es heim geht!

Liebe Familie,
liebe FreundInnen!
Die Feiertage haben wir mit viel essen, viel spielen und fernsehen verbracht. Fast jeden Tag sind wir in die Kirche gegangen, um die Weihnacht und das neue Jahr zu huldigen. An Sylvester habe ich mit den kleinen Chicas bis um 2 Uhr nachts in das neue Jahr getanzt. 12 Trauben, 12 Wünsche, für jeden Monat im neuen Jahr eine, durften auch nicht fehlen.

In den ersten Tagen im neuen Jahr brach bei ein paar Chicas die Spielwut aus. Die meiste Zeit verbrachten wir damit, das neue Monopoly zu spielen, dass ich ihnen zu Weihnachten geschenkt hatte. In der gesamten Festtagszeit war es aber auch etwas ruhiger im Haus. Viele haben das Hogar San Francisco über die Ferien verlassen und sind zu ihren Verwandten gefahren. Mit den Gebliebenen haben wir kleine Ausflüge gemacht, wie z.B. zum Parque de la familia, in dem die Springbrunnen am Abend bunt angeleuchtet werden und manche Menschen ( u.A. eine Chica und ich) auf die dumme Idee kommen, sich mitten in einen Springbrunnen zu stellen. Den Rest des Abend sind wir dann klitschnass und frierend herumgelaufen. Außerdem sind wir noch zwei weitere Male auf dem Christo-Berg gewesen. Das letzte Mal wurde eine große Eröffnung einer Vergnügungsanlage, die um den Christi herum gebaut wurde, gefeiert.
Am 09.01.20 bin ich dann mit 4 Chicas (Chio, Ale, Anu und Judith) und Hermana Mariana nach La Paz aufgebrochen..

Während der 7 stündigen Busfahrt kann ich die Landschaft draußen kaum genießen, da mich meine Bauchschmerzen und Übelkeitsgefühle voll in Anspruch nehmen. Der Blick vom Rand der Stadt El Alto aus auf die wunderschöne Stadt La Paz ist aber beeindruckend wie immer. Nora und ihre Tochter Wara holen uns (bzw. unser Gepäck) vom Busbahnhof ab, und wir machen uns mit dem Teleferico auf den Weg zum Hogar Senda. Zu Tee und Brot werden wir eingeladen von der Dame des Hauses, Doña Noberta.

Es fühlt sich schön an, mit den Chicas aus Cochabamba und mit der „Family“ in La Paz zusammenzusitzen. Beide Orte, Leute und Gefühle, verschmelzen sich zu einem.
Nach dem Tee, der uns aufwärmte und wiederbelebte, kehren wir ein in Noras Haus, um die alltäglichen Stunden Fernsehen zu schauen. Mit Popcorn und frisch gepresster Limonade gestaltet sich der Filmabend kuschelig und schön.
Am nächsten Tag machen wir uns wieder auf den Weg, diesmal nach Copacabana! 2 - 3 Stunden fahren wir mit dem Bus bis zum Titicacasee, überqueren eine schmale Stelle mit dem Boot und fahren weiter, über Berge, die mitten im See zu liegen scheinen. Rechts und links vom Berg aus ist das Wasser zu sehen. So wie das Meer, scheint der See für das Auge unendlich zu sein.

Copacabana ist voller Menschen, Alpaca Ständen, Pizzarias und anderen hippen Cafés. Ein wirklich schöner Ort, natürlich auch für Touristen attraktiv gemacht. Mit unserem Gepäck gehen wir zur riesigen weißen Basilica. Hier irgendwo sollen wir IMG 4757 small
schlafen.
Nach einer Weile, in der wir ein bisschen herumirren und telefonieren, betreten wir einen schönen Innenhof, der uns willkommen heißt. Die zwei Zimmer, die wir für uns mieten, sind klein und kühl. Es gibt keine Fenster und keine Heizung, die Kälte von draußen staut sich im kleinen Zimmerchen, in dem wir zu viert in zwei aneinander geschobenen Betten schlafen werden.
Mit Nora und Wara überschreiten wir die bolivianische Grenze und betreten Peru.

Ein weiterer Grenzübergang, damit ich meine abgelaufenen 30 Tage wieder verlängern kann. Das funktioniert leider nicht. Der Typ von der Migration fragt Nora sehr ernsthaft nach der Motivation dieses kurzen Aufenthalts in Peru, in Copacabana lasse es sich ja viel besser shoppen. Ohne Stempel und Verlängerung besichtigen wir trotzdem das kleine peruanische Örtchen. Mit drei Dreirad-Autos werden wir zum Markt gefahren. „Peru es muy triste” sagt Ale. Für sie ist es das erste Mal, dass sie Bolivien verlässt. Die Straßen sind wie leergefegt vom Wind, der die Papierfetzen an den Fenstern zum flattern bringt. Die Frauen und Männer sitzen trotzdem an ihren Ständen und bieten ihre Waren an. Wir schreiten durch das steinerne Tor nach Bolivien zurück.

Abends besuchen wir den Gottesdienst in der Basilica. Der Innenraum ist riesig. Es passen bestimmt bis zu 800 Menschen in diese Kirche. Der Altar ist golden und geht vom Boden bis zum hohen Gewölbe. Sehr beeindruckend, fast einschüchternd.

In einem kleinen, bunten Pizzarestaurant teilen wir uns eine Pizza, mit viel Käse und viel Fleisch, zu sechst.
Mit den Mädels mal ganz andere Dinge zu erleben, uns mal etwas zu „gönnen“, ist auch ein schönes Gefühl und schenkt allen Beteiligten viel Freude. Viel beschichtet, Mütze, Schal, mehrere Lagen von Decken über uns, legen wir uns ins Bett. Der Raum erwärmt sich durch vier lebende Körper, ohne Fenster, geschlossene Tür. Am nächsten Morgen weckt uns der Wecker um 6:30 Uhr. Es ist kuschelig im Bett, ich will nicht aufstehen. 20 Minuten zu spät kommen wir in den Gottesdienst. Ich habe noch mein Schlaftshirt unter meinem Pullover.
Anschließend gehen wir frühstücken in einer kleinen Halle, in der Sachen frittiert und zubereitet werden. Um die Stände herum sind viele Bänke und Tische. Es ist rappelvoll. Zum Glück finden wir noch einen Tisch, an dem wir alle sitzen können. Es gibt Api und Pasteles. Ein köstliches typisch bolivianisches (glaube ich zumindest, da vorher noch nie woanders gesehen) Frühstück, das einem schön den frierenden Körper erwärmt. Für heute ist die Isla del Sol angesagt. Wir verlassen die Frühstückshalle, es nieselt ein wenig.

Mit einer „Reisetruppe“ steigen wir auf ein Boot, mit dem wir zur besagten Insel gefahren werden. Ale gebe ich auch noch meinen zweiten Schal, damit sie mit mir und den anderen auf das Dach des Bootes steigt. Es ist ein bisschen kühl. Die Sonne zeigt sich und es wird sofort sehr warm. Schon bald verschwindet sie wieder und es fängt an richtig kühl zu werden. Der Wind ist eisig. Je näher wir der Insel der Sonne kommen, desto kälter wird es. Ale und ich enden in einem Knäuel aus Schals, unter denen wir uns verstecken. Ich werde zu einem Eisblock. Beim Aufstehen fühlen sich meine Beine an, als würden tausende kleine Nadeln in sie reinpieksen. Ich taumele vom Boot.

Die Insel ist sehr schön, mit vielen bunten Blumen. Wir besteigen die Treppe der Inca, zwei Incastatuen begrüßen uns am Fuß der Treppe. Die Schönheit der Insel ist kaum zu genießen. Es regnet, es weht ein ordentlicher Wind. Es ist ein Wetter für Schneejacke und Schneehose. In meiner Leggins, T-Shirt und lockerem Pulli friere ich mich zu Tode. Wir alle stehen wie erstarrt oberhalb der Inca Treppe. Ein Schlückchen vom Inca Wasser wird getrunken, dann geht es wieder runter. In einem Restaurant wärmen wir uns wieder auf. In 7 Minuten trinken wie Tee / Kaffee, packen die Burger in Servietten ein und machen uns ganz schnell auf den Weg zum Boot, das um Punkt 12 Uhr wieder weiter fährt.

Das Wetter macht den See zu einem unruhigen Gewässer. Das Boot schaukelt hin und her und vor und zurück. Wir gehen nach draußen und setzen uns auf den Boden, das sprudelnde Wasser direkt neben uns. Kälter ist es hier, aber die frische Luft hilft, dem aufkommenden Schwindelgefühl zu entgehen. Neben mir erbricht sich ein Mädchen. Ein bisschen später erbricht sich Ale in die tobenden Wellen. Wir machen einen Halt auf einer Art schwimmenden Restaurantinsel, auf der ich mir eine Forelle mit Chio teile. Froh, wieder festen Boden unter uns zu spüren, machen wir uns auf zu unserem Bettchen, in dem wir uns unter viele Deckenschichten legen und uns wiederbeleben. Gegen Abend machen wir einen kleinen Spaziergang, eine kleine Runde, wie ich dachte.

Die Runde entpuppt sich dann als eine etwa 3 stündige Wanderung, entlang am See, wo wir Flamingos sehen, zu einem Weg am Berg, der mit einem Schild „PELIGROSO“ - gefährlich, ausgestattet ist. Hermana Mariana ist abenteuerlich drauf. Wir kraxeln am Berg entlang, Pfade sind nicht immer vorhanden. Wunderschöne Blumen und Lehmhäuser erinnern mich an die Romantik älter französischer Dörfer. Wir kommen an einen steinernen Platz, auf dem Leute an Bänken sitzen und Alkoholisches trinken. Im Berg ist eine schwarz gefärbte, eingesprengte Stelle. Ein paar Menschen öffnen eine Flasche und bespritzen den Berg mit der schäumenden Flüssigkeit. Sie beten.

Wir sind an eine Mine gelangt! Hier soll es wohl Gold geben. Wir fragen die Frauen nach dem Weg zur Stadt und gehen diskret weiter. Eine abgesperrte Zone des Militärs zwingt uns, den Berg ein bisschen weiter hochzulaufen bis wir zwischen den Bäumen einen wunderschönen Blick auf den Hafen und die leuchtende Stadt am Abend werfen können. Die Abendstimmung ist wunderschön im Copacabana, der See schimmert andächtig, die Cafés strahlen Leichtigkeit und Genuss aus.
Am Sonntag verbringen wir die letzten Stunden am Strand von Copacabana und fahren ein bisschen mit dem Tretboot auf dem See herum.

Die restlichen Tage in La Paz gestalten sich sehr schön. Wir sind viel unterwegs, u.a. fahren wir zur kleinen Stadt Desaguadero, die ebenfalls am Titicacasee liegt, um endlich meine 30-Tage-Erlaubnis zu bekommen. Hier gibt es keine Probleme. Ich bekomme Stempel und Erlaubnis, und wir kaufen Sachen zu billigen Preisen auf der peruanischen Seite. In einem schönen alten Gemäuer besuchen wir ein Coca-Museum. In diesem Museum hätte ich gerne einen ganzen Tag gesessen um alles gründlich zu lesen und zu verstehen.
Zu dem schauen wir einen Film in einem Kino, dass nur bolivianische Filme zeigt. Für die Mädels ist das etwas besonderes, in Cochabamba gehen sie selten ins Kino, da es ein bisschen teuer ist für etwa 50 Personen den Eintritt zu bezahlen. Ein Tag in Tiwanaku gewährt uns einen Einblick in die alten Inca-Völker, des Stammes Tiwanaku. Alte Ruinen liegen in der Landschaft und passen sich ihr an. Blumen und Gräser schmiegen sich an sie. Auf dieser kleinen Reise bin ich viel näher an den Mädels und der Hermana, als in Cochabamba und es ist nochmal etwas ganz anderes, so viel verschiedene Dinge mit den Chicas zu unternehmen und zu erleben.

Nach der Reise wünschen sich viele der Chicas wieder zurück zu Nora, La Paz und den kleinen Abenteuern.
Hier in Cochabamba habe ich wieder die Rolle der Lehrerin für die kleinen eingenommen. Sie müssen lernen, Buchstaben zu schreiben und zu malen, da sie bald in die erste Klasse eingeschult werden. Die letzten Tage meiner langen, lehrreichen, abenteuerlichen und schönen Reise sind angebrochen.
Bald werde ich wieder zuhause sein und dann beginnt auch wieder eine neue Phase in meinem Leben.


Es gibt immer einen Abschied, der einen traurig macht, und ein Wiedersehen, auf das man sich freuen kann.

In diesem Sinne, bis bald!

Liebe Grüße aus Cochabamba!
Kaya

Tags: kaya, main, 2019

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